14. August 2019

Netze BW erneuert Umspannwerk Haisterkirch

Zwölf Millionen Euro für nachhaltige Versorgungssicherheit

Bad Waldsee. Die Netze BW erneuert für über zwölf Millionen Euro fast das komplette Umspannwerk (UW) Haisterkirch. Angesichts zunehmender Einspeisung aus dezentraler Erzeugung sowie steigender Last trägt die EnBW-Tochter so zur nachhaltigen Versorgungssicherheit in der Region bei.

Dass im Süden des Bad Waldseer Stadtteils eine so große Investition ansteht, kann man von außen kaum erahnen. Auf dem teils hinter hohen Hecken verborgenen Gelände wird aktuell die Baustelle eingerichtet. Zunächst lässt die Netze BW die Freiluft-Schaltanlage für die 110.000-Volt-Hochspannungsebene erneuern. Dafür steht im Westen eine zusätzliche, bislang verpachtete Fläche zur Verfügung. Um die Anlage anzuschließen, sind später entsprechende Umschwenkungen der Leitungen an den gut 40 Meter hohen Masten vorzunehmen. Komplett zu erneuern ist auch die Schaltanlage für die 20.000-Volt-Mittelspannungsleitungen. Die bilden in der Region das Rückgrat der Versorgung, aber auch für die zunehmende Aufnahme von regenerativ erzeugtem Strom, der vor allem aus Fotovoltaik- und Biogas-Anlagen stammt. Aufgrund des ungebrochenen und auch zukünftig erwarteten Zuwachses wird die neue Schaltanlage vorsorglich um sechs Reservefelder erweitert. Sie wird gasisoliert und damit kompakt ausgeführt und zusammen mit der ebenfalls modernisierten Steuer- und Fernwirktechnik in einem neu zu errichtenden Gebäude untergebracht.

Voraussichtlich Ende 2020 soll auch die Erdschluss-Kompensation erweitert und auf neuen Fundamenten installiert sein. Ihr Zweck: Im Umfeld einfacher Erdkabeldefekte, die nicht zum sofortigen Stromausfall führen, Mensch und Tier vor Schäden zu bewahren. Nötig wird sie aufgrund der zunehmenden Erdverkabelung bisheriger 20.000-Volt-Freileitungen in der Region. Die Herzstücke des UW, drei etwa 68 Tonnen schwere Transformatoren, bilden die Konstante während der Maßnahme.
Mit insgesamt bis zu drei Jahren Bauzeit rechnet Projektleiter Albert Blank. Einen großen Teil davon nähmen die Errichtung des Betriebsgebäudes sowie die Tiefbauarbeiten ein, insbesondere für die Fundamente der neuen Anlagen. Zug um Zug sollen dann die bestehenden Betriebsmittel ab- und die neuen zugeschaltet werden. Einzelne Versorgungsunterbrechungen ließen sich dabei erfahrungsgemäß nicht komplett umgehen, aber sehr kurz halten.

Zu so einer Baumaßnahme gehört auch die gutachterliche Begleitung der unvermeidlichen Eingriffe in die Natur. Dafür hat die Netze BW im Anschluss ökologische Ausgleichsmaßnahmen umzusetzen, wie die Bepflanzung von Randbereichen des UW mit struktur- und artenreichen Feldhecken aus heimischen Gehölzen.

Die zwölf Millionen Euro für die Modernisierung dienen laut Netze BW Geschäftsführer Martin Konermann der „nachhaltigen Versorgungssicherheit in der gesamten Region“. Auch für die Netze BW verspricht er sich Vorteile von den neuen Betriebsmitteln: sie seien deutlich weniger wartungsintensiv und zuverlässiger als ihre Vorgänger aus den 70er Jahren.

Hintergrund / Info:

In Umspannwerken (UW) wie dem in Haisterkirch wird Strom von Hoch- (110.000 Volt oder 110 kV) auf Mittelspannung (20.000 Volt) transformiert. Das Hochspannungsnetz der Netze BW verbindet insgesamt über 230 dieser UW. Haisterkirch liegt an einem Knoten, an dem drei Leitungen aus Leutkirch, Biberach/Rissegg und Otterswang (Bad Schussenried) zusammenkommen. Die Mittelspannungsleitungen bilden das Rückgrat der lokalen Stromversorgung. In über 25.000 Umspannstationen im Versorgungsgebiet wird der Strom von 20.000 Volt auf die Ortsnetz- oder Niederspannung von 400/230 Volt transformiert. Von diesen Stationen führen die Leitungen schließlich zu den Anschlüssen in Haushalten und Betrieben.

In Schaltanlagen, den „Knoten“ der Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze, erfolgen die eigentliche Stromverteilung sowie das Zusammenfassen von Lasten bzw. Verbrauchern. Sie ermöglichen der Leitstelle das sogenannte ‚Freischalten‘ von Betriebsmitteln für Wartungsarbeiten und ‚Umleitungen‘ der Stromflüsse bei Störungen einzelner Leitungsabschnitte. Die aktiven Teile moderner, kompakter 20.000-Volt-Schaltanlagen, wie Sammelschienen und Schaltgeräte, sind komplett eingehaust und im normalen Betrieb unzugänglich. Die Isoliermedien verhindern, dass es zu Überschlägen bzw. Lichtbögen kommt, was eine Anlage schnell beschädigen und die Versorgung stören würde. Die Hochspannungsanlagen stehen demgegenüber in der Regel im Freien (Luft als Isolator).

Für Hoch- und Mittelspannungsnetze wird generell in Deutschland die sogenannte ‚n-1 Sicherheit‘ angestrebt. Das bedeutet: Fällt ein Betriebsmittel aus, steht zur Reserve ein weiteres zur Verfügung. Im UW Haisterkirch stehen deshalb drei Trafos, einer dient der Reservehaltung. Die Netze sind weitestgehend in Form offener Ringe aufgebaut. Gerade bei Störungen im Mittelspannungsnetz können durch Umschaltungen innerhalb der Ringstruktur die betroffenen Ortsnetzstationen sozusagen „von der anderen Seite“ versorgt werden, lange bevor die Reparatur beginnt. Bei Belieferung über Stichstrecken funktioniert das natürlich nicht.

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