13. August 2021

Stuttgarter Gaskessel: Ein Wahrzeichen geht in Pension

Netze BW legt zwei Speicheranlagen auf dem Gaswerkareal still – Für Engpässe ist das Gasnetz weiterhin gerüstet – Zukunft des Geländes offen

Stuttgart. Für zwei markante Bauwerke auf dem Gaswerksareal in Stutt-gart-Gaisburg läuft Ende August die Uhr ab: Die Netze BW nimmt dann sowohl den Gaskessel als auch den Flüssigerdgasspeicher offiziell außer Betrieb. Dahinter stehen rechtliche und betriebswirtschaftliche Gründe. „Die Gasversorgung in Stuttgart ist aber auch ohne die beiden Speicher gesichert“, betont Martin Konermann, technischer Geschäftsführer der Netze BW. Für die Zukunft der beiden Bauwerke und des Areals insgesamt gibt es noch keine Pläne.

Anders als man vielleicht vermutet, war der Gaskessel keine nennenswerte Notfallreserve für die Landeshauptstadt. Das auf den ersten Blick eindrucksvolle 300.000-Kubikmeter-Volumen wäre an einem kalten Wintertag innerhalb weniger Stunden aufgebraucht gewesen. Der Flüssigerdgasspeicher verfügte zwar über mehr Volumen. Aber wichtig waren die Speicher vor allem, weil man mit ihnen ohne großen Aufwand Spitzenzeiten abdecken konnte, ohne auf das überregionale Netz zurückgreifen zu müssen.

Im Prinzip gut, aber: Nach aktueller Rechtslage darf ein Gasnetzbetreiber nur noch in sehr eingeschränktem Umfang Speicher betreiben und über die Netzentgelte finanzieren. „Wir haben hohe Kosten für Instandhaltung, Brandschutz und den technischen Betrieb – das rechnet sich dann irgendwann nicht mehr“, erläutert Miriam Zaimi, Chefin der Anlagen im Gaswerk.

Vorarbeiten bereits seit einiger Zeit angelaufen

So fiel bereits vor einigen Jahren die Grundsatzentscheidung, die beiden Speicher nach und nach stillzulegen. Das allerdings ging nicht von heute auf morgen: „Wir mussten zunächst das restliche Gas ins Netz ausspeisen“, erklärt die Diplom-Ingenieurin: „Als nächstes fand die sogenannte Inertisierung mit Stickstoff statt, um den Innenraum zuverlässig frei von Gas zu bekommen. Inzwischen sind die Speicher und alle weiteren Anlagen frei von Gas und bereits vom Netz getrennt.“ Ende August werden die Anlagen jetzt formell aus der Aufsicht des Regierungspräsidiums Stuttgart entlassen: „Dann gibt es kein Zurück mehr“, so Zaimi.

„Um eine gesicherte Gasversorgung in Stuttgart muss man sich auch ohne die beiden Speicher keine Sorgen machen“, betont Geschäftsführer Martin Konermann: „Wir haben uns zusätzliche Gasleistung beim vorgelagerten Netzbetreiber, der terranets bw, gesichert. Das überregionale Netz dient zudem im Fall von Engpässen als Puffer, sodass wir flexibel reagieren können“. In Stuttgart-Vaihingen verfügt die Netze BW noch über zwei Kugelspeicher mit je 3.600 Kubikmetern Volumen, die als Puffer fungieren.

Städtebaulicher Ideenwettbewerb geplant

Bleibt die Frage, was aus dem Gaswerkgelände in Zukunft insgesamt werden soll. „Bis jetzt stand erst einmal die technische Außerbetriebnahme der beiden Speicher im Vordergrund“, betont Carsten Poralla, bei der Konzernmutter EnBW für die Unternehmensinfrastruktur verantwortlich: „Wir sehen natürlich die städtebauliche Perspektive im Zusammenhang mit dem gesamten Geländeband zwischen Wasser- und Gaswerk. Deshalb arbeiten wir derzeit intern auf, welche Flächen wir dauerhaft nutzen wollen. Anschließend wollen wir gemeinsam mit der Stadt einen städtebaulichen Ideenwettbewerb starten.“ Speziell der Gaskessel unterliegt dabei erheblichen Auflagen – er ist schon seit vielen Jahren denkmalgeschützt.

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